Leitlinien und Grundsätze
1.
Die APEGO-Schule Berlin orientiert sich an den Menschenrechten, an den Grundwerten von Gleichwürdigkeit, Freiheit und Mitbestimmung sowie an dem dem Humanismus zugrundeliegendem Menschenbild. „Apego“ bedeutet sowohl auf Spanisch als auch auf Portugiesisch „Bindung“. Beziehungsarbeit genießt in unserer Schule einen hohen Stellenwert und wird als Voraussetzung für Bildung betrachtet.
2.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ heißt es in Artikel 1 des Grundgesetzes. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ ist der Wortlaut der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. In der APEGO-Schule Berlin achten wir die Gleichwürdigkeit aller Menschen und begegnen insbesondere auch Kinder auf Augenhöhe.
3.
Kinder haben das Recht auf ein gleichwürdiges und gewaltfreies Aufwachsen, auf ein selbstbestimmtes Leben und Lernen sowie auf Mitbestimmung hinsichtlich der Organisation ihrer Schule. Die APEGO-Schule Berlin respektiert und gewährleistet diese Rechte. Entscheidungen, die den Schulalltag betreffen, werden soziokratisch nach dem Konsentprinzip von allen Betroffenen gemeinsam getroffen.
4.
Kinder sind kompetent, von Natur aus neugierig und wollen lernen. Sie brauchen empathische und zugewandte Begleiter sowie einen geschützten und vorbereiteten Rahmen, der ihnen selbstbestimmtes Leben und Lernen ermöglicht. In der APEGO-Schule Berlin werden durch eine vorbereitete Umgebung individuelle Lernwege sowie selbstständiges Lernen ermöglicht.
5.
Lernen wird als selbstgesteuerter, selbstbestimmter, lebendiger und dauerhaft fortwährender Prozess des Lebens verstanden, der die Entdeckung eigener Interessen, Fähigkeiten und Potentiale ermöglicht und so zur Potentialentfaltung führt und Selbstwirksamkeit ermöglicht. In der APEGO-Schule Berlin fokussieren wir uns auf Stärken. Informelles Lernen findet immer sowie überall statt und wird in unserer Schule anerkannt und wertgeschätzt.
6.
Kinder brauchen verlässliche und zugewandte Beziehungen, den dialogischen Austausch sowie einen respektvollen Umgang, bei dem ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Die Fähigkeit zum empathischen Einfühlen bildet die Basis des gewaltfreien Miteinanders. Die APEGO-Schule Berlin fördert Menschlichkeit und gewaltfreie Konfliktlösungen. Ihre soziokratischen Strukturen, die jeden Beteiligten berücksichtigen, fördern Vertrauen, Sicherheit und Verantwortungsbewusstsein für die Gemeinschaft.
7.
Die APEGO-Schule Berlin steht für gelebte Toleranz und Vielfalt, die durch eine Haltung getragen von Neugier und Offenheit gewürdigt und unterstützt wird. Eine „Schule für alle“ im Sinne der Inklusion und des interkulturellen „Brücke Bauens“. Unser Konzept ermöglicht es jedem Kind, die eigenen Potentiale im individuellen Tempo zu entfalten und als mehrsprachiger und interkultureller Begegnungsraum die Herausbildung der eigenen, individuellen Identität im sogenannten „dritten Kulturraum“.
8.
Die APEGO-Schule Berlin vernetzt sich online und offline mit ähnlichen Bildungsprojekten weltweit, insbesondere im lateinamerikanischen Kulturraum, und im sie umgebenden, städtischen Ballungsraum. Den beteiligten Familien und Mitarbeitern steht so ein erweiterter interkultureller Begegnungsraum sowie Austauschmöglichkeiten zur Verfügung. Die Welt wird als Lernort verstanden und die Nutzung von digitalen Medien zur Kommunikation unterstützt und begrüßt.
Interkulturalität und Mehrsprachigkeit
Die APEGO-Schule Berlin versteht sich als interkultureller Begegnungsraum, der zum einen deutsch-lateinamerikanische Kinder im Prozess zur eigenen Identitätsfindung unterstützt und zum anderen das Erleben anderer Kulturen ermöglicht, so dass interkulturelle Sensibilisierung stattfinden kann. Nur wer eine neue Kultur mit allen Sinnen erfährt, kann sich adäquat und offen mit ihr auseinandersetzen und Missverständnisse vermeiden. Für die Lernenden birgt diese bewusste und zugleich geschützte Auseinandersetzung mit dem „Raum dazwischen“ (= inter) ein enormes Potential in der Vorbereitung auf interkulturelle Herausforderungen in einer globalen und komplexen Welt. Interkulturelle Kompetenzen erweitern den Horizont und sensibilisieren auch in Hinblick auf andere Aspekte der Vielfalt. Menschen, die verschiedene Kulturen erleben konnten, fällt es leichter andere Perspektiven einzunehmen und sich einzufühlen.
Neben den interkulturellen Kompetenzen ist das Beherrschen verschiedener Sprachen ein hilfreicher Aspekt, um sicher in einem multikulturellen Umfeld auftreten zu können. Durch Sprache werden andere Kulturen leichter erschlossen, da es zu einem besseren Verständnis von kulturellen Normen und „unausgesprochenen Regeln“ verhilft. Die Mehrheit aller Menschen auf der Erde wächst mehrsprachig auf. Kindern fällt das Erlernen verschiedener Sprachen zur gleichen Zeit leicht, wenn diese „einfach da“ sind.
In der APEGO-Schule Berlin werden Sprachen durch „ein Eintauchen“ in diese erlernt, dank eines Teams, das gleichermaßen aus deutschen, spanischen und portugiesischen Muttersprachlern besteht. Das sogenannte Immersionslernen nutzt die natürliche Anlage von Kindern sich Sprachen selbständig zu erschließen. Dafür müssen Lernende erstens die Sprache zeitlich ausreichend erfahren. Und zweitens müssen die sprachlichen Erfahrungen mit ganzheitlichen Erleben verknüpft sein. Nur wenn das Kind das Gehörte mit Handlungen und Situationen unmittelbar verbinden kann, lernt es, Sprache zu verstehen und schließlich auch zu sprechen. Die Sprache muss also in den Alltag des Kindes eingebettet sein und ständig in einem direkten Bezug zu seinen Erfahrungen stehen.
Ein weiterer Aspekt, um die lateinamerikanische Kultur im deutschen Kulturraum zum Leben zu erwecken, die portugiesische und spanische Sprache greifbar zu machen sowie aus der APEGO-Schule Berlin ein Begegnungsraum entstehen zu lassen, in dem auch die Familien der Lernenden willkommen sind und sich „Zuhause“ fühlen können, ist das Einbringen folklorischer und anderer traditioneller Elemente aus dem lateinamerikanischen Kulturraum.
Soziokratie und Beiteiligung
Die APEGO-Schule Berlin ist soziokratisch organisiert. Soziokratie basiert auf Gleichwürdigkeit, gegenseitigem Verständnis und gemeinsamer Lösungssuche und ist eine Organisationsform mit der alle Beteiligten Selbstorganisation konsequent umsetzen können.
„Apego“ bedeutet im lateinamerikanischen Sprachraum Bindung. Diese entsteht, wenn sich Menschen geborgen und gesehen fühlen und ihre Bedürfnisse erfüllt werden können. Die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse ist Grundvoraussetzung dafür, dass sich Menschen auf Beziehungen einlassen können und Vertrauen entwickeln. Dies wiederum sehen wir als Grundvoraussetzung für die Entfaltung eigener Potentiale und für ein erfolgreiches und nachhaltiges Lernen.
Die Berücksichtigung aller Anliegen und die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse aller Beteiligten prägt die Identität der APEGO-Schule Berlin. Die Soziokratie ist die logische Schlussfolgerung unserer Haltung. Soziokratie, verstanden als ein „Mehr“ bzw. als die Weiterentwicklung der Demokratie, berücksichtigt die Bedürfnisse Einzelner und drängt dennoch die Bedeutung der Gemeinschaft nicht aus dem Fokus. In der APEGO-Schule Berlin übernehmen sowohl Lernbegleiter als auch Lernende Aufgaben der Selbstverwaltung. Dazu gehört die Arbeit in den einzelnen soziokratischen Kreisen und Arbeitsgruppen sowie auch Arbeiten, die die tägliche Pflege der Schule betreffen.
In den Kreisen sind stets nur Personengruppen zusammengefasst, die die zu treffende Konsententscheidung betreffen wird.
Im Rahmen der soziokratischen Struktur der APEGO-Schule lernen, erleben und leben die Kinder verschiedene Formen der Beschlussfassung, wie beispielsweise das systemische Konsensieren, soziokratische Entscheidungsfindungen über die Konsentmoderation und auch die wohl bekannteste und meist angewandte, die demokratische Beschlussfassung. In Konfliktfällen ist außerdem die Vermittlung und Mediation mit Hilfe der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg vorgesehen, so dass auch hier die Berücksichtigung aller Bedürfnisse zum Tragen kommt.
Die soziokratische Struktur der APEGO-Schule Berlin ermöglicht den Kindern, die Regeln, die ihr Zusammenleben betreffen, selbst zu gestalten und zu verändern. Die Auswirkungen veränderter und allgemein getroffener Regeln werden direkt gespürt und können sofort validiert werden. Dies betrifft auch den Entscheidungsfindungsprozess selbst, so dass die Kinder ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für sich und die Gemeinschaft ausbilden können. Die Lernenden und auch andere Beteiligte der APEGO-Schule Berlin wissen, dass sie die Kreisstruktur nutzen können, um persönlich wichtige Anliegen, wie die Anschaffung bestimmter Materialien oder die Einrichtung eines Arbeitsraumes, umzusetzen. Die Lernenden haben in den Kreissitzungen die Möglichkeit, zu lernen, vor Publikum zu sprechen, sich verständlich zu artikulieren und die eigene Meinung wertschätzend und überzeugend vorzutragen.
Gemeinsam getroffene Entscheidungen werden durch die Berücksichtigung einzelner Bedürfnisse eher akzeptiert als über Mehrheitsbeschlüsse getroffene Regeln oder gar solche, die von oben diktiert werden.
Freilernen und Potentialentfaltung
Als Schule im Land Berlin gelten für uns die Bildungs- und Erziehungsziele, die in den §§ 1 und 3 des Schulgesetzes für das Land Berlin vom 15. Januar 2004 niedergeschrieben sind.
Die APEGO-Schule Berlin will als interkultureller Begegnungsraum, das Lernen bestmöglich unterstützen, so dass die Lernenden ihre individuellen Potentiale in einem ganzheitlichen Bildungsprozess nachhaltig und effektiv zur Entfaltung bringen können. Dieses Ziel setzen wir durch eine am Kind orientierte Pädagogik um, bei der Bildung vom Kind her gedacht wird und indem wir den Lernenden eine vorbereitete Umgebung schaffen. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, die Lernenden in deren individuellen Entwicklung zu erfassen, die Erfüllung ihrer Bedürfnisse nach bestimmten Erfahrungen zu ermöglichen sowie ihnen ein Lernort zur Verfügung zu stellen, in dem sie sich geborgen und angenommen fühlen. Wir wollen Geborgenheit durch Verlässlichkeit und freundliche Beziehungen schaffen.
In der APEGO-Schule Berlin verstehen wir Menschen als intrinsisch motivierte Wesen, die gerne lernen, sich entfalten und entwickeln wollen. Wir betrachten Kinder als gleichwürdig und halten sie für kompetent. Unsere Haltung gegenüber dem Kind ist getragen von Wohlwollen, Offenheit und Neugier. Lernen kann in unseren Augen nur dann nachhaltig und effektiv sein, wenn dies selbstbestimmt stattfindet. Das Kind ist Subjekt seiner eigenen Entwicklung, der Lehrer wird zum Begleiter und Unterstützer, der einen sicheren Rahmen schafft, in dem sich jedes Kind individuell entfalten kann.
Das Verständnis der APEGO-Schule Berlin vom Lernen ist geprägt von verschiedenen reformpädagogischen Ansätzen sowie neuro- und entwicklungspsychologischen Erkenntnissen. Lernen wird als selbstgesteuerter, selbstbestimmter, lebendiger und immer fortwährender Prozess des Lebens verstanden, der die Entdeckung eigener Interessen, Fähigkeiten und Potentiale ermöglicht und so zur nachhaltigen Potentialentfaltung führt und Selbstwirksamkeit ermöglicht. Die Lernenden bestimmen selbst, wann, was, wo, wie und mit wem sie lernen. Für uns bedingt Bildung Bindung. Ohne Vertrauen ist keine Potentialentfaltung möglich; ohne Selbstbestimmung, keine Motivation; ohne intrinsische Motivation, keine Nachhaltigkeit; ohne Bindung, keine Bildung; ohne Bildung, keine Selbstwirksamkeit. Kinder wollen selbstwirksam sein und sich somit auch bilden.
Um den kindlichen Bedürfnissen beim Lernen gerecht zu werden und solch eine individualisierte, zugewandte und bedürfnisorientierte Lernbegleitung zu ermöglichen, setzen wir in der APEGO-Schule Berlin auf ein individuelles, selbstbestimmtes und somit kindorientiertes Lernen sowie auf kleine Gruppen. All dies findet in einem interkulturellen Begegnungsraum und in einer vorbereiteten Umgebung statt. Die Lernende können dabei auf vielfältige Lernmethoden zurückgreifen. In der APEGO-Schule Berlin haben Lernende außerdem viel Gelegenheit, im Freien zu sein und nach Belieben herumzutoben.